WEM 2014 - ich bin dabei!

Veröffentlicht am: 23.09.2013 von Claus Seyfried in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Oder „DEM 2013 - ich war dabei!“, so könnte ich diesen Beitrag auch nennen. Denn in der zweiten Septemberwoche hat sie nun endlich stattgefunden, die 84. Deutsche Schachmeisterschaft 2013. Dank der guten Beziehungen von DSB-Präsident Herbert Bastian zum Landessportverband des Saarlands und zur Stadt Saarbrücken durften sich die 42 Teilnehmer zu neun spannenden Spieltagen in der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken treffen. Der ursprünglich vorgesehene Ausrichter war leider ausgefallen und man hatte monatelang nach einem Ersatz Ausschau halten müssen.

Die württembergischen Vertreter waren FM Jaroslaw Krassowizkij und ich. Jaroslaw hat Württemberg leider inzwischen schon in Richtung Buchen in Baden verlassen, um nach dem Abstieg der Stuttgarter Schachfreunde weiterhin in der 2. Bundesliga spielen zu können. Aber zu dem Zeitpunkt, zu dem die Deutsche Meisterschaft normalerweise hätte stattfinden sollen, nämlich im Februar, war er noch lange spielberechtigt in Stuttgart. Ich selbst war Nachrücker für Andreas Reuß, der seinen Verzicht auf die Teilnahme bei der DEM schon im letzten Jahr erklärt hatte.

GM Klaus Bischoff, IM Michail Kopylov, Felix Graf.GM Klaus Bischoff, IM Michail Kopylov, Felix Graf. Foto: Axel Fritz

Am Start sind an erster Stelle die Kaderspieler des DSB, also Nationalspieler wie GM Daniel Fridman und GM Rainer Buhmann, sowie die 15- bis 16-jährigen Prinzen Matthias Blübaum, Rasmus Svane, Dennis Wagner und Alexander Donchenko, alle mit IM-Titel und sehnsüchtig auf baldige GM-Normen wartend. Weiterhin arrivierte Spieler wie GM Martin Krämer, IM René Stern, der noch titellose Felix Graf (eine IM-Norm, eine GM-Norm), IM Hagen Poetsch und viele weitere. Dass unter diesen „Weiteren“ in Form des „beliebten Schachplauderers“ GM Klaus Bischoff - so nannte ihn Harald Keilhack in der Stuttgarter Zeitung - der spätere Sieger war, mag nicht zuletzt an einem Blackout Fridmans in dessen Partie gegen Bischoff gelegen haben. Klaus Bischoff, der Deutsche Meister 2013, war jedenfalls auch der Entspannteste aller Teilnehmer. Während nach der Auslosung am Eröffnungsabend alle jungen Spieler auf ihre Zimmer gerannt sind - die Zeit zur Vorbereitung läuft, nur noch 18 Stunden! – genoss Klaus den lauen Spätsommerabend am Biertisch im Freien.

Die weiteren Teilnehmer sind dann neben dem Gesamtsieger des Ramada-Cups, dem Sieger des Dähne-Pokals auf Bundesebene und einem Vertreter des Blindenschachbundes vor allem die Meister der Landesverbände, darunter vier Landesverbände mit zwei Startplätzen.

Rick Frischmann – Claus Seyfried. Im Hintergrund Simon Commercon, IM Herbert Bastian, Jörg Schlenker.Rick Frischmann – Claus Seyfried. Im Hintergrund Simon Commercon, IM Herbert Bastian, Jörg Schlenker. Foto: Axel Fritz

Last but not least gibt es dann auch noch einen Spieler zum „gradzahlig machen“. Diese Rolle füllte André Oberhofer (Caissa Schwarzenbach) sensationell aus. Er war der mit Abstand beste Saarländer und der einzige „Nobody“, der eine IM-Norm schaffte. Doch über diese und andere Sensationen wurde ganz hervorragend auf der Schachbund-Seite und auf der Turnierseite des Veranstalters berichtet. Bitte alles dort nachlesen:

Falls sich beim Nachspielen der Partien jemand über die vielen Zugwiederholungen vor den Remisschlüssen wundert, in Saarbrücken wurde „verschärftes Sofia“ gespielt: Kein Remisangebot vor dem 40-ten Zug! Mir persönlich hat diese Regel sehr geholfen an überflüssige „Angsthasen“-Remisangebote gar nicht erst zu denken!

Aber mir geht es in diesem Beitrag um etwas anderes. Aus den Landesverbänden wurden in den letzten Jahren vermehrt Spieler mit einem Rating unterhalb von 2200 gemeldet. Das passt natürlich nicht wirklich zu einem Elite-Turnier, und dem DSB wird es auch nicht sonderlich gefallen. Aber alle Versuche den Landesverbänden ihre Entsenderechte zu beschneiden, sind bisher gescheitert. Zum Glück, und ich finde es auch vollkommen richtig so. Denn wenn man an irgendeiner Stelle das System der aufeinander aufbauenden Meisterschaften kappt, korrodiert das ganze Gebilde. Die Lösung muss man an einer anderen Stelle suchen. Warum sind die Landesmeisterschaften zum Teil so schwach besetzt? Offensichtlich finden sie viele Spieler mit ELO-Zahlen zwischen 2200 und 2400 für sich persönlich nicht attraktiv genug. Aber könnte das nicht eine Fehleinschätzung sein, wenn man an die Chance denkt, sich für eine DEM zu qualifizieren?

Denn es ist wirklich eine tolle Sache einmal bei einer DEM dabei sein zu dürfen. Nicht nur die Atmosphäre und die Ehre des Dabeiseins, auch freie Kost und Logis und dazu noch freies Catering im Spielsaal ist man als Open-Spieler nicht gewohnt. Alles ist abgedeckt mit dem Startgeld, das der Verband übernimmt. Deshalb weiß ich schon jetzt, was ich im nächsten Jahr vom 30.08. – 07.09.2014 vorhabe. Ich spiele bei der WEM 2014 irgendwo in der Ostalb und hoffe wieder gut abzuschneiden!

Claus Seyfried
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit