Verbandstag mit Überraschungen

Veröffentlicht am: 24.06.2013 von Holger Schröck in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Armin Winkler neuer Präsident. Michael Meier und Dirk König neue Vizepräsidenten.

Die Delegierten der sechs Bezirke, das Erweiterte Präsidium und etliche Gäste waren am Samstag, dem 22. Juni ab 10:00 Uhr zum Verbandstag in den schönen Tagungsraum des Hotel-Restaurants Knopf & Knopf direkt neben dem Bahnhof Warthausen vor den Toren Biberachs geladen. Nach der Begrüßung durch Präsident Bernhard Mehrer und dem Gedenken an die Verstorbenen richteten zahlreiche Ehrengäste das Wort an uns Schachspieler: der Bürgermeister von Warthausen Wolfgang Jautz, die Präsidentin des Sportkreises Biberach Elisabeth Strobel, der Präsident des Landessportverbandes Baden-Württemberg Dieter Schmidt-Volkmar. Das Schachliche vertrat Bernhard Mehrers Kollege aus Baden Dr. Uwe Pfenning, und schließlich stieß, etwas verspätet, noch der Ehrengast hinzu, der uns am meisten interessierte, DSB-Präsident Herbert Bastian. Dr. Pfenning, dessen Stellvertreter Jürgen Dammann, sowie Herbert Bastian blieben auch am längsten und erlebten die spannendsten Momente mit.

Das Präsidium lauscht den Worten unseres Ehrengastes DSB-Präsident IM Herbert Bastian. Im Hintergrund steht Armin Winkler. Als Vize-Präsident trat er zurück, als Präsident holte man ihn zurück.Das Präsidium lauscht den Worten unseres Ehrengastes DSB-Präsident IM Herbert Bastian. Im Hintergrund steht Armin Winkler. Als Vize-Präsident trat er zurück, als Präsident holte man ihn zurück.

Berichte

Die nicht-schachlichen Ehrengäste meinten es gut mit uns und sprachen zum Teil ausführlich. Bei manchen Delegierten kam schon Nervosität angesichts der fortgeschrittenen Zeit auf, wusste man doch, dass mit der vorgeschlagenen neuen Wettkampf- und Turnierordnung (WTO) und auch der Beitragserhöhung durchaus strittige Themen mit Diskussionsbedarf zur Entscheidung standen. So wurde bezüglich der Berichte des Präsidiums, des Schiedsgerichtes und der Kassenprüfer auf die umfangreiche gedruckte Broschüre verwiesen, die vorab jeder Delegierte per Post erhalten hatte. Lediglich Ausbildungsreferent Armin Dorner legte in seiner Ansprache noch einmal Wert darauf, die Ausbildung von C- und B-Trainern, sowie Trainerassistenten als herausragende Zukunftsaufgabe des Verbandes zu betonen.

Problemlose Entlastungen

Die Entlastung des Präsidiums und der Kassenprüfer verlief problemlos. Dabei konnte Schatzmeister David Blank schon einige lobende Worte ernten, ist es doch ihm teilweise in Zusammenarbeit mit Armin Winkler zu verdanken, dass nun wieder Ordnung herrscht in den Kassenbüchern des Verbandes, aller Bezirke und der Schachjugend.

Neuwahlen

So kam man erst einige Zeit nach dem Mittagessen zum Tagesordnungspunkt Neuwahlen. Dass das dieses Mal spannender werden könnte als bei „normalen“ Verbandstagen, war wegen der zahlreichen angekündigten Rücktritte bereits klar. Denn keineswegs für alle vakanten Positionen hatte man jemanden auf dem „Zettel“. Armin Winkler wollte nicht weiter als Vize-Präsident zur Verfügung stehen, Christian Wolbert ebenfalls nicht wegen seines Umzugs nach Darmstadt. Verbandsspielleiter Thomas Wiedmann hatte in der Broschüre zum Verbandstag ausführlich und überzeugend geschildert, dass er als Verbandsspielleiter ebenfalls nicht mehr zur Verfügung stehe. Und ein Ersatz war weit und breit nicht in Sicht. Und nicht nur Thomas Wiedmann selbst, sondern weitere Mitglieder des Spielausschusses wie Holger Namyslo, Martin Egle, Roland Mayer und Klaus Fuß hatten ihren unwiderruflichen Rücktritt angekündigt. Wie soll da überhaupt der Spielbetrieb, Einzel und Mannschaften, weiter geführt werden? Harry Pfriender hatte ebenfalls schon lange Zeit im Voraus angekündigt, dass er als Presse- und Öffentlichkeitsreferent nicht mehr zur Verfügung stehe. Hier hatte das Präsidium aber weniger Sorgen, da man sich mit Claus Seyfried (Stuttgarter Schachfreunde) eines willigen Kandidaten sicher wähnte, der bei seinem Verein auch schon etwas Erfahrung zum Thema gesammelt hatte.

Dr. Ellinger leitet die Wahl des Präsidenten

Eine dreiköpfige Zählkommission wurde bestimmt und Ehrenmitglied Dr. Hans Ellinger aus Tübingen, Vorgänger von Herrn Mehrer, erklärte sich bereit, die Wahlleitung zu übernehmen. Zunächst ist der Präsident geheim zu wählen. Bernhard Mehrer hatte vor geraumer Zeit ernsthafte gesundheitliche Probleme, das war kein Geheimnis. In der Zwischenzeit fühlte er sich aber wieder so fit, dass er sich eine dritte Amtszeit zutraute. Dennoch wurden nun Stimmen laut, die Armin Winkler, den künftigen Ex-Vize-Präsidenten aufforderten, ebenfalls als Präsident zu kandidieren. Armin Winkler stellte jedoch klar, dass er nicht bereit sei, gegen Herrn Mehrer anzutreten. Er habe das schon vorab so gesagt, und dabei bleibe es auch jetzt.

Enttäuschendes Ergebnis für Bernhard Mehrer

Nach wenigen Minuten waren die Wahlzettel eingesammelt und durchgezählt, und Dr. Ellinger verkündigte folgendes Ergebnis: 42 Ja-Stimmen, 1 ungültige, 17 Enthaltungen und 27-Nein-Stimmen. Manch unbedarfter Zuhörer dachte sich zunächst nur „das ist aber kein sehr gutes Ergebnis“ bis man Dr. Ellinger so vernahm: „Das ist keine Mehrheit“. Ja, 42 ist zwar mehr als 27. Aber steht nur ein Kandidat zur Wahl, so ist im ersten Wahlgang natürlich eine Mehrheit aller stimmberechtigten Anwesenden nötig. Bei 87 Stimmberechtigten also mindestens 44 Ja-Stimmen, bei 85 mindestens 43 Ja-Stimmen. In dieser Situation verzichtete Herr Mehrer auf eine weitere Kandidatur. Im späteren Verlauf stellte Ehrenpräsident Hanno Dürr im Namen des Präsidiums den Dringlichkeitsantrag, die Ehrenmitgliedschaft des SVW an Bernhard Mehrer zu verleihen, dem mit einem überwältigenden Applaus zugestimmt wurde. Sehr schade, dass Herr Mehrer diesen Applaus nicht hören konnte, da er bereits die Versammlung verlassen hatte.

U-Boote wählen mit

Nun ist noch zu erklären, wieso im Text oben die Zahl 85 auftaucht. Da das Ergebnis recht knapp war, zählte man alles noch einmal genau durch und stellte fest, dass 87 Stimmen abgegeben wurden, obwohl es nur 85 hätten sein dürfen. Ursache war je ein Missverständnis im Bezirk Ostalb und im Bezirk Stuttgart, wo jeweils ein Ersatzdelegierter zusätzlich anwesend war. Somit war unabhängig vom Ausgang auch der erste Wahlgang ungültig.

Armin Winkler tritt nun doch an

Nun hatte sich die Lage natürlich erheblich verändert, so dass Armin Winkler jetzt bereit war, als Präsident zu kandidieren. Er erhielt eine überwältigende Mehrheit und leitete fortan die Versammlung. Und zwar ein wenig wie ein D-Zug, der eine Verspätung aufholen musste, ohne dabei aber zu hasten. Und er holte die Verspätung auf, auf den Punkt 18:00 Uhr war alles Wichtige geklärt.

Hier vorne links im Bild der neue Vize-Präsident Dirk König. Noch ahnt er nichts! Rechts im Bild Michael Meier, als Vize-Präsident nun ebenfalls in einer neuen Funktion.Hier vorne links im Bild der neue Vize-Präsident Dirk König. Noch ahnt er nichts! Rechts im Bild Michael Meier, als Vize-Präsident nun ebenfalls in einer neuen Funktion.

Zwei neue Vize-Präsidenten

Michael Meier hatte nach 12 Jahren die Leitung der Schachjugend an Yves Mutschelknaus abgegeben und schon zuvor seine Bereitschaft bekundet, als Vize-Präsident im Verband zur Verfügung zu stehen. So galt es nun, neben Walter Pungartnik und Michael Meier, noch einen dritten Vize-Präsidenten zu finden. Wie schon erwähnt, verliefen einige Sondierungen im Vorfeld des Verbandstages erfolglos. Den Angesprochenen war zum Teil ihre Arbeit im eigenen Verein wichtiger. Eine Vereins-Generalversammlung oder ein Verbandstag sind auch sehr interessante gruppendynamische Ereignisse. Aufgrund des Verhaltens der Teilnehmer kann manchmal der Zufall eine Rolle spielen. Natürlich meldete sich niemand auf Armin Winklers Frage: „Wer könnte sich denn noch vorstellen im Präsidium mitzuarbeiten?“. Denn wer hat schon so ein Selbstbewusstsein? Also Schweigen im Walde bis …Biserka Brender sich umdrehte und den in der letzten Reihe sitzenden Dirk König (SC Grunbach) erblickte und spontan vorschlug. Da Dirk König im Stuttgarter Raum und im Heimatbezirk Ostalb durch vielfältige Aktivitäten wohlbekannt ist, im Süden aber weniger, erklärte er sich sofort bereit sich dem Plenum vorzustellen. Völlig unvorbereitet legte er eine sehr gelungene Vorstellungs- und Bewerbungsrede hin, die mit einer 100%-igen Zustimmung bei der Wahl belohnt wurde.

Der Spielbetrieb kann weitergehen

Nun ging es um Thomas Wiedmann. Würde dieser bei seinem Rücktritt bleiben, so hätte der neue Präsident ein ernstes Problem. Nur wer bei den Württembergischen Einzelmeisterschaften plus Ligaspielen des Verbandes plus Dähne-Pokal auf Verbands- und Bundesebene plus Vierer-Pokal etc. schon teilgenommen hat, ahnt, was alles an dieser Position hängt. Armin Winkler dürfte ein großer Stein vom Herzen gefallen sein, als er am Ende seiner Überredungsversuche von der Seite her ein Ja vernehmen konnte. Und im Anschluss gelang es Thomas Wiedmann sogar, einen arbeitsfähigen Spielausschuss zusammenzustellen. Bernd-Michael Werner, Dietrich Noffke, Florian Siegle und auch Martin Egle sind weiterhin dabei. Neu in den Spielausschuss gewählt wurden Thomas Hartmann (SC Weiße Dame Ulm), der früher schon in zahlreichen Funktionen aktive Manfred Lube (SGem Vaihingen-Rohr) und Alexander Mayer (SV Trossingen).

Ein paar neue und viele „alte“ Funktionäre

Zum Wahlthema sei noch erwähnt, dass alle weiteren Abstimmungen - mit einer Ausnahme - offen abgehalten wurden und die Kandidaten meistens eine überwältigende Mehrheit erhielten, nicht selten sogar ohne Gegenstimme. Vom Verbandsspielausschuss abgesehen, blieb bei den meisten Positionen des Erweiterten Präsidiums alles beim Alten. Neben Dr. Rolf Gutmann (Vorsitzender des Verbandsschiedsgerichtes), Schiedsrichterobmann Klaus Bornschein, Biserka Brender (Frauen) und Hajo Gnirk (Senioren) wurde auch der stellvertretende Vorsitzende des Verbandsschiedsgerichtes Alexander Häcker (SV Wolfbusch) in Abwesenheit (er war als Begleiter des Wolfbuscher Teams in der Verbandsjugendliga verhindert) in seiner Position bestätigt, obwohl es hier wegen eines zweiten Kandidaten – ebenfalls abwesend - zu einer geheimen Abstimmung kam.

Die WTO kommt durch!

Nun sollte es noch einmal ans Eingemachte gehen. Dr. Friedrich Gackenholz stellte die wesentlichen Änderungen in der Satzung und der WTO vor. Die Änderungsvorhaben in der WTO kamen – nach zum Teil reger Diskussion – am Ende alle durch. In der Verbandsliga und der Oberliga wurde damit das Spielen mit Inkrement (= Zeitzuschlag pro Zug) bestätigt. Dabei wurde nicht ausgeschlossen, dass man – sofern gewünscht - schon vor dem nächsten Verbandstag insgesamt auf ein Mehr an Bedenkzeit umstellt. Auch die neue Regelung mit der Sperre nach zwei kampflosen Verlusten fand eine Mehrheit. Die beantragte Beitragserhöhung wurde nach David Blanks Schilderung der vorauszusehenden Haushaltsentwicklung ohne Gegenreden angenommen.

Fazit

Man hätte Bernhard Mehrer wirklich einen anderen Abgang gewünscht. Andererseits ist mit dem neuen Präsidenten Armin Winkler und seiner Erfahrung als Vize-Präsident die Handlungsfähigkeit des Präsidiums sichergestellt. Ferner konnten alle wichtigen Positionen besetzt und alle wichtigen Beschlüsse gefasst werden. Somit endete der Verbandstag „über Erwartung“.

Auf ein Neues in zwei Jahren in Geislingen / Zollernalbkreis

Zu guter Letzt wurde die Bewerbung der Schachfreunde 90 Geislingen (Zollernalbkreis) zur Ausrichtung des Verbandstages 2015 sehr gerne angenommen. Die SF90 Geislingen feiern in zwei Jahren ihr 25-jähriges Bestehen und sind ein sehr rühriger Verein, wie man schon an ihrer WebSite erkennen kann.

Claus Seyfried

Weitere Fotos vom Verbandstag