Verbandstag stellt Weichen für die Zukunft

Veröffentlicht am: 03.07.2011 von Holger Schröck in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Beim Verbandstag in der Festhalle in Leingarten wurde die Führungsspitze des Verbands in ihrem Amt bestätigt, Präsident Bernhard Mehrer wird für weitere zwei Jahre die Geschicke des SVW leiten. Einige Ehrenamtliche wurden feierlich verabschiedet und so gibt es ein paar neue Gesichter in den einzelnen Gremien des Verbands. Die Mitgliedsbeiträge wurden seit 10 Jahren zum ersten Mal wieder angehoben. Für aktive Erwachsene sind nun 10 Euro, für Jugendliche und Passive 5 Euro fällig. Ab 2012 wird die „Schachzeitung“ offizielles Verkündungsorgan des SVW sein.

Präsident Bernhard Mehrer begrüßte Gäste und Delegierte in der schönen Festhalle in Leingarten, besonders die „Mutigen“, die ein Amt im Schachverband anstreben, zum ersten Verbandstag nach dem 100. Geburtstag. Er dankte dem SV Leingarten für die Ausrichtung der Versammlung und die hervorragende Organisation. Vom Badischen Schachverband („Der beste Freund des SVW“) begrüßte Mehrer den Präsidenten Fritz Meyer und Vizepräsident Jürgen Dammann. „In vielen gemeinsamen Aktionen arbeiten wir gut zusammen“, lobte er vor allem Projekte im Jugendbereich, Schulschach und Familienschach. Erfreut zeigte er sich über den Besuch der Ehrenmitglieder Eberhard Hallmann und Bernhard Pröll. Leider vermisste man schmerzlich eine ganze Reihe verstorbener, verdienstvoller Mitglieder, denen man mit einer Schweigeminute gedachte. Beispielhaft seien genannt: Dieter Morlock, Internationaler Meister und damit einer der spielstärksten Repräsentanten des Schachverbands. Oder Gert Schmid, der sich neben vielen Funktionen in Kreis und Bezirk auch als Referent für Frauenschach auf Verbandsebene große Verdienste erworben hat.

Grußworte

Für die Stadt Leingarten stellte der stellvertretende Bürgermeister Martin Klar seine Gemeinde umfassend vor und lud alle Teilnehmer zu einem Besuch ein. Die Entstehung von Leingarten durch den Zusammenschluss einer badischen und einer schwäbischen Gemeinde entlockte nicht nur der badischen Delegation ein erfreutes Lächeln. Der Präsident des Landssportverbands (LSV) Dieter Schmidt-Volkmar nutzte diesen Umstand prompt, um auf die gute Kooperation der beiden Schachverbände aus Baden und Württemberg einzugehen. Der derzeitige Höchststand der Zuschüsse für die Gemeinsame Kommission Leistungssport (GKL) beispielsweise sei ein Indiz eine ansteigende Leistung und einen Fortschritt der sportlichen Erfolge. Gespräche mit der neuen Landesregierung stehen noch im Juli an, wo der Solidarpakt (2012 bis 2016) untermauert werden soll. „Wichtig ist für den Sport in Baden-Württemberg auch die politische Entscheidung, dass Sport weiter im Kultusministerium angesiedelt ist“, so Schmidt-Volkmar, „wegen des Kontakts mit den Schulen“.

Gerne sähe Joachim Gries, Vizepräsident des DSB, die Durchbrechung der 100.000-Mitglieder-Schallmauer in Deutschland. In seinem Grußwort wies er aber auf ein Defizit in der Altersgruppe 30 bis 50 Jahre hin. Auch die Überlastung unzähliger Multi-Funktionäre (Vielämterei) sei ein ungesunder Zustand. „Wir brauchen mehr Köpfe“ lautete seine Forderung. BSV-Präsident Fritz Meyer wünschte sich anschließend bei seinem Grußwort eine noch engere Zusammenarbeit der einzelnen Landesverbände. Ein Anfang mit den „Südstaaten“ wurde aber schon gemacht. Er teilte mit, dass beim BSV-Verbandstag vor kurzem Hanno Dürr als Vertreter anwesend war, bedankte sich für den Besuch und für die Einladung nach Leingarten. Der BSV hatte sich ganz knapp für den Wechsel von der Rochade zur Schachzeitung entschieden. Eric Hermann bedankte sich im Namen des SV Leingarten bei der Gemeinde und dem SVW-Präsidium für die Unterstüzung: „Wünsche einen guten Verlauf! Start frei!“

Ehrungen

Walter PungartnikNaturgemäß wurden in letzter Zeit viele Ehrungen (100 Jahre SVW) bereits durchgeführt – einige jedoch gab es auch beim Verbandstag 2011. „Er ist immer da, wenn er gebraucht wird“, umschrieb Präsident Mehrer die Qualität von Werner Dangelmayer. Der Bezirksleiter Oberschwaben und Referent für Mitgliederverwaltung im SVW durfte die silberne Ehrennadel entgegen nehmen. Hohe Auszeichnung auch für Walter Pungartnik: Der Vizepräsident und Referent für Breitenschach, bereits Inhaber der goldenen Ehrennadel des SVW und der Ehrenurkunde des DSB bekam jüngst in Magdeburg den Breitensport-Ehrenpreis des DSB, ein herrlicher Glaspokal, überreicht. Thomas Wiedmann demonstrierte in seiner Laudatio eindrucksvoll, warum es genau den Richtigen getroffen hat. Pungartnik ist nicht nur seit 20 Jahren Vizepräsident des SVW und Hans-Dampf in allen Gassen, wenn es um den unermüdlichen Einsatz für den Breitensport geht. Er war auch viele Jahre Vereinsvorsitzender in Vaihingen/Enz. Wiedmann zählte einige der Aktionen auf, an denen Pungartnik maßgeblich beteiligt war. Der Tag des Schachs, Rechts und links vom Neckar, die Spielemesse in Stuttgart oder auch die Initiative für eine verbandsübergreifende Familienmeisterschaft sind nicht zuletzt dank Walter Pungartnik zu großen Erfolgen geworden. Legendär ist natürlich auch sein Auftritt als „Hiasl“ und dem Problem mit „Matt in 1 Zug“ beim Festakt zum 100. Geburtstag des SVW in Ditzingen im vergangenen Jahr.

Mit Präsenten wurden Dr. Peter Krause als Rechtsberater, Thomas Klaiß als Bezirksleiter Alb-Schwarzwald, Thomas Korn aus Ausbildungsreferent, Rosemarie Bornschein als Frauenreferentin, Eberhard Hallmann und Ekkehard Dietz als Schatzmeister, Udo Ruprich als Beisitzer im Verbands-Schiedsgericht und Bernhard Körner als Kassenprüfer verabschiedet.

Verbandstag 2011

Nun ging es ans Eingemachte. Die Delegierten der Bezirke und die Angehörigen des erweiterten Präsidiums – insgesamt 81 Stimmberechtigte – sollten zukunftsweisende Entscheidungen treffen. Und trotz heftigen, aber fruchtbaren Diskussionen und mancherorts gehegten Befürchtungen, stellte sich das Gremium keineswegs als „bockig“ dar, sondern eher visionär, besorgt, engagiert, mutig und entscheidungsfreudig. Das zeigt sich beispielsweise in der Anzahl der Befürworter eines weiterführenden Antrags von Konstantinos Parashidis, der eine Beitragserhöhung über die geplanten 10 Euro hinaus für aktive Erwachsene forderte.


Vizepräsident Walter Pungartnik (von links) überreichte den scheidenden Udo Ruprich (Beisitzer Verbandsspielausschuss) und Bernhard Körner (Kassenprüfer) ein Abschiedsgeschenk. Der wiedergewählte Präsident Bernhard Mehrer dankte den beiden Ehrenamtlichen für ihr langjähriges Engagement im Schachverband.

Aber zunächst wurden die Berichte der Funktionäre besprochen (siehe Protokoll). Gerne hätte Elke Sautter auch einen Bericht des Referats Frauenschach gehört – allein es gab keinen. Präsident Mehrer riss daraufhin kurz die Themen Mitgliederentwicklung, Nachwuchsförderung und die Finanzen des SVW an. Walter Pungartnik wies Bezirke und Vereine auf die Hilfen über Zuschussmöglichkeiten und Ehrungsanträge auf der SVW-Homepage hin, Schulschachreferent Bernd Grill lud zum Schulschachkongress im November ein, WSJ-Vorsitzender Michael Meier bat um Ausrichter für die Baden-Württembergische Jugend-Blitzmeisterschaft, die am 8. Oktober ausgetragen werden soll. Kassenprüfer Bernhard Krüger verabschiedete sich und meldete, wen wunderts, eine leicht problematische Kassenprüfung für die Jahre 2009 und 2010. Er musste die Buchführung wohl erstmals in seiner Tätigkeit mit dem Begriff „Chaos“ umschreiben. Vizepräsident Armin Winkler erläuterte prompt das Zustandekommen und die Behebung dieser „Baustelle“. In monatelanger Arbeit hatte er wieder Ordnung und Transparenz in die Bücher gebracht, wofür ihm der Verband seinen Dank aussprach. Dafür wurden auch die Dienste der eigentlich schon „pensionierten Schatzmeister-Legende“ Eberhard Hallmann vorübergehend in Anspruch genommen. Auch dank der großzügigen Unterstützung durch die Bezirke sind die Finanzen des SVW nun wenigstens wieder als ausgeglichen zu bezeichnen. Um ehrgeizige Projekte zu verwirklichen, reicht das aber nicht aus. Eine Beitragserhöhung soll hier Abhilfe schaffen. Für das Verbandsschiedsgericht meldete der Vorsitzende Dr. Rolf Gutmann kurz: „Alle Fälle sind abgearbeitet.“ Anschließend wurde dem Präsidium mit Ausnahme des früheren Schatzmeisters Ekkehard Dietz die Entlastung erteilt und die gestellten Anträge behandelt.

Anträge

Die Anträge bezüglich der Befugnisse und Aufgaben des Verbandsspielausschusses wurden von Thomas Wiedmann zurück gezogen. Dagegen wurde die Aufnahme der bereits veröffentlichten Datenschutzordnung in die Satzung von der Versammlung beschlossen, ebenso die Textänderungen in Schiedsordnung und Spielerpassordnung. Kontorverse Diskussionen gingen der Zustimmung des Antrags auf Anhebung der Mitgliedsbeiträge (10 Euro für aktive Erwachsene, 5 Euro für Jugendliche und Passive) voraus. Der weiterführende Antrag von Konstantinos Parashidis, der 12 Euro forderte, wurde zwar zugelassen, jedoch mehrheitlich abgelehnt. Dennoch fand sich eine erkleckliche Anzahl von Befürwortern. Schließlich einigte man sich jedoch auf die moderate Erhöhung im Sinne des ursprünglichen Antrags. Eine Tendenz pro Parashidis war jedoch für den Fall zu erkennen, dass die „kleine Lösung“ bis zum nächsten Verbandstag nicht ausreichen sollte. Allerdings dürfe auch die finanzielle Situation der kleinen und großen Vereine nicht völlig außer acht gelassen und überstrapaziert werden, wie beispielsweise Bezirksleiter Ostalb, Rainer Geißinger oder Florian Siegle von den Stuttgarter Schachfreunden zurecht bemerkten.

Zukunftsträchtig dürfte auch die Frage gewesen sein, ob ein Wechsel von der Rochade zur Schachzeitung als offizielles Verkündungsorgan vollzogen werden soll. Hierzu waren die jeweiligen Verleger eingeladen worden und Michael Schönherr (Schachzeitung) nutzte die Chance, dem Gremium Konzept und Angebote persönlich zu erläutern. Zwar waren in der heftigen und ausführlichen Diskussion durchaus Zweifel und Skepsis heraus zu hören, jedoch fand sich schlussendlich eine deutliche Mehrheit für einen Wechsel. Auch BSV-Präsident Fritz Meyer hatte Verständnis für die Kritiker und Anhänger der „lang geliebten“ Rochade, gab aber auch Gründe an, warum sein Verband ebenfalls für einen Wechsel votiert hatte.

Wahlen

Dr. GackenholzWahlleiter Alexander Mayer startete dann mit seiner emsigen Zählkommission die Neuwahlen. Mit überwältigender Mehrheit schickte die Versammlung Präsident Bernhard Mehrer in dessen zweite Amtsperiode. Unverändert begleiten ihn die Vizepräsidenten Walter Pungartnik, Armin Winkler und Christian Wolbert ins zweite Jahrhundert des Verbands, ebenso Thomas Wiedmann (Verbandsspielleiter) und Harry Pfriender (Presse). Schiedsrichterobmann bleibt Klaus Bornschein, Seniorenreferent Hajo Gnirk und Referent für Breiten- und Freizeitschach Walter Pungartnik. Aber es gibt, sehr zur Freude des DSB-Vizepräsidenten Joachim Gries (siehe Grußworte), auch neue Gesichter. Als neuer Schatzmeister erhielt der 27-jährige „Hoffnungsträger“ David Blank aus Esslingen einstimmig das Vertrauen des Verbandstags. Bereits seit einem Jahr bemüht sich Armin Dorner, Redakteur aus Weiler im Allgäu, um die Aus- und Fortbildung im Verbandsgebiet. Seine konkreten Vorstellungen präsentierte er eindrucksvoll der Versammlung. Er überzeugte die Delegierten und wurde nun offiziell zum Referenten für Aus- und Fortbildung gewählt. Unterstützt wird er von Thomas Korn (Lizenzverwaltung) und Stefan Kuricini (Obmann und Stellvertreter). Das Referat Mitgliederverwaltung bleibt in den bewährten Händen von Werner Dangelmayer, Wertungsreferent bleibt Andreas Warsitz. Ulrich Haag wird weiterhin das Referat Leistungssport führen und Holger Schröck setzt seine erfolgreiche Arbeit als IT-Beauftragter fort. „Biba is back“ heißt es beim Frauenschach. Bereits von 2002 bis 2009 hatte sich das Referat für Frauenschach inne, jetzt will sie die weiblichen Spieler wieder zu einer schlagkräftigen Truppe formen: Biserka Brender übernimmt wieder das Referat Frauenschach. „Die beste Werbung für Mädchenschach sind schachspielende Frauen“, weiß sie aus Erfahrung. Vorsitzender des Verbandsschiedsgerichts bleibt Dr. Rolf Gutmann, sein neuer Stellvertreter wurde Alexander Häcker. Als Beisitzer wurden Ute Jusciak, Michael Schwerteck und Dr. Marc Stuckel gewählt. Der Verbandsspielausschuss setzt sich fortan unter der Leitung von Thomas Wiedmann wie folgt zusammen: Holger Namyslo, Bernd-Michael Werner, Dietrich Noffke, Roland Mayer (neu), Florian Siegle (neu), Martin Egle (neu) und Klaus Fuß (neu). Kassenprüfer bleibt Gerhard Lauppe, Ersatzmann bleibt Gunther Kaufmann. Als zweiter Kassenprüfer für den scheidenden Bernhard Körner wurde der Kornwestheimer Konstantinos Parashidis gewählt. Neu ist auch Dr. Wolfgang Erben, der sich seit geraumer Zeit rührend um den Bereich Problemschach kümmert. Bernd Grill wurde als Schulschachreferent bestätigt, Thomas Müller aus Rottweil ist neuer zweiter Vorsitzender der Württembergischen Schachjugend.

Verbandstag 2013

Nachdem der Haushalt der WSJ von der Versammlung abgesegnet wurde, musste zwischen den Bewerbern um die Ausrichtung des nächsten Verbandstags Stuttgart und Warthausen entschieden werden. Walter Pungartnik für Stuttgart und Werner Dangelmayer für Warthausen gaben Auskunft über Räumlichkeiten, Kosten und technische Ausstattung des Veranstaltungsorts. „Warum nicht auch mal im idyllischen Oberschwaben?“ mögen sich die Delegierten gefragt haben. Technische Voraussetzungen und vor allem die Kostenfrage favorisierte die „Dangelmayer-Variante“. Die Versammlung entschied sich daher für Warthausen als Veranstaltungsort des Verbandstags 2013. Voraussichtlicher Termin ist laut Präsident Mehrer der 22. Juni. Ob das in diesem Jahr (Spartag!) ausgefallene Arnulf-Reiz-Gedächtnisturnier – der Kampf der Bezirke – wieder zum Leben erweckt wird, ist laut Verbandsspielleiter Thomas Wiedmann ungewiss. Die räumlichen Voraussetzungen direkt im Gebäude jedenfalls wären gegeben, so Dangelmayer.

Präsident Bernhard Mehrer schloss die Versammlung und beendete damit den Verbandstag 2011. Er bedankte sich für die produktiven und zahlreichen Diskussionsbeiträge der Delegierten, für die vorbildliche Kooperation und engagierte Teilnahme.

Harry Pfriender