Schachgipfel in Magdeburg

Veröffentlicht am: 26.08.2022 von Karlheinz Vogel in: Presse und Öffentlichkeitsarbeit Drucken

Schachgipfel ist nur ein Wort, aber was für eines: in den letzten anderthalb Wochen liefen dort acht(!) Turniere.

Von den jeweils an einem Tag statt findenden Deutschen Blitzmeisterschaften der Frauen am 13.08. bzw. der Männer am 21.08.

Bei den Frauen gewann Tatjana Melamed (21,5 aus 23) vor Elisabeth Pähtz (21), die im Fernduell in der letzten Runde einen halben Punkt abgeben musste. Mit etwas Abstand folgt Annmarie Mütsch (18,5) auf Platz drei.

Matthias Blübaum hatte satte 4,5 Punkte Vorsprung vor Gerald Hertneck und gar 5 vor Roven Vogel.

Dann gab es über 9 Tage die 34. Deutsche Seniorenmeisterschaft und zwar in den Klassen 50+ sowie 65+. Bei nur einer Partie pro Tag blieb noch genügend Zeit auch noch die Seniorenblitz- und schnellschachmeisterschaften auszuspielen. Zwar setzten sich in den langsamen Turnieren die beiden Favoriten Yuri Boidman (65+) und Arno Zude (50+) durch, aber ELO alleine gewinnt halt keine Partie und so schaffte es in beiden Turnieren ein Teilnehmer mit Startrang 40 und höher in die Top Ten.

Außerdem ging es bei Dinara Wagner, Jana Schneider und Josefine Heinemann noch darum, wer zur Qualifikation zum Weltcup der Frauen darf. Geplant war jede gegen jede, jeweils mit Schwarz und Weiß, aber nach 4 Runden lag Dinara Wagner uneinholbar vorn und hat sich so für das 16er-Feld (jeweils zwölf Frauen spielen an drei der vier Turnierorte in Nursultan (KAZ), in München (GER), in Indien (Ort steht noch nicht fest) sowie in Bydgoscz (POL) qualifiziert.

Parallel trugen die Männer und Frauen ihre Einzelmeisterschaften aus. Um die neun Runden in sieben Tage zu packen wurde an zwei Tagen doppelrundig gespielt.

Bei den Frauen hatte Lara Schulze einen Vorsprung vor Annmarie Mütsch und Carmen Voicu-Jagodzinsky. Bei 27 Teilnehmerinnen schaffte es Madita Mönster von 16 auf 4, Elnaz Bazzazi gar von 22 auf 6, um immerhin einen Platz gegenüber der Setzliste konnte sich Olga Birkholz auf Platz 5 verbessern.

Bei den Männern nahmen, 12 IMs, 21 FMs, ein CM und lediglich 9 Teilnehmer ohne Titel an der Einzelmeisterschaft teil. Und gewonnen haben die jungen Wilden (Jahrgänge 2008 sowie 2003 bis 2001): von Platz 24 auf 1 verbesserte sich FM Leonardo Costa, der in Runde 1 noch gegen GM Poetsch verlor, aber in den restlichen 8 Runden gerade noch 2 Remis abgab und so als Einziger auf 7 Punkte kam. Platz 2 und 3 gingen an FM Jonas Roseneck, der in der Feinwertung den etwas höheren Gegnerschnitt hatte und IM Ashot Parvanyan, der in der letzten Runde Leonardo Costa unterlag. Beide kamen auf 6,5 Punkte. Von 23 auf Platz 4 verbesserte sich FM Nils Richter, der mit Abstand die stärksten Gegner hatte – gegen fünf Spieler jenseits der 2.400 3,5 Punkte zu holen ist eine tolle Leistung. Das reichte für seine zweite IM-Norm und damit hatte er die beste Feinwertung der drei Spieler mit 6 Punkten vor den IMs Jaroslaw Krassowizkij und Roven Vogel. Mit Georg Braun (4,5 Punkte) und Danny Yi (3,5) kamen die weiteren Württemberger auf die Plätze 20 und 34.

Hier die Taktikaufgabe zu Richter – Kunin aus Runde 1

Der Großmeister entkorkte hier 31. .. c5 und stünde positionell besser, wenn da taktisch nichts ginge. Der Ottonormalschachspieler schaut sich diese Taktikaufgabe zum Thema Überlastung an und sagt: so schwer ist die nicht. Aber in einer Partie, wenn kein Buch oder Trainer sagt „hier geht was“ in Zeitnot dem GM nicht zu glauben, dass der Turm ziehen muss – das erkannte Nils Richter in Runde 1 und wurde folgerichtig mit einem Interview belohnt:

Bis 2:26 Lara Schulze, dann Nils Richter zu seinem Sieg über GM Kunin, ab 4.27 Richard Bethke und ab 7:03 Elnaz Bazzaz, die Annmarie Mütsch bezwingen konnte

Last not least das German Masters: nicht unerwartet ging der Titel an Vincent Keymer, der ohne Niederlage blieb. Neu-GM Frederik Svane schaffte in den ersten drei Runden drei Siege und schaffte so 100% als GM. Das Tempo konnte er nicht durchhalten, aber am Ende war er alleiniger Zweiter mit 6 Punkten. Sehr unternehmungslustig spielte Arik Braun, der zwar die ersten beiden Runden verlor – da hätten auch Frederik Svane und Vincent Keymer die Leidtragenden sein können – aber dann eine Serie von vier Siegen am Stück hinlegte, um erst gegen Ende noch zwei friedliche Ergebnisse einzustreuen. Formal erreichte Daniel Fridman ebenfalls 5 Punkte, aber da er weniger „digital“ spielte hatte er weniger Siege aufzuweisen und wurde nach Wertung Vierter. Mit je einem Sieg und einer Niederlage bei 7 Remis wird Dimitrij Kollars nicht zufrieden sein. Ganz anders Tobias Kölle, der formal als Schlusslicht ins Rennen ging und drei GMs und einen IM hinter sich lassen konnte. Im Anschluss an sein erstes Siegerinterview meinte Klaus Bischoff, dass das das richtige Alter sei, um mit der Schachbundesliga zu beginnen. Ein Schelm, der meint, dass sich Klaus da an seine Jugend erinnert fühlte.