C-Trainer-Lehrgang an der Landessportschule Ruit

Veröffentlicht am: 28.11.2021 von Hans-Joachim Petri in: Referat Ausbildung Drucken

Foto: Heiko Elsner

von links: Niklas Hahn, Jens Werther, Michael Gnandt, Benjamin Ehrlich, Axel Widmer, Zigurds Lanka, Holger Scherer, Alfred von Wysocki, Thomas Gomer, Gerhard Kälberer, Sascha Stroh.

 

Am vergangenen Wochenende (Fr - So) kamen 11 Schachspieler aus Baden-Württemberg für den Aufbaulehrgang 1 in die Landessportschule Ruit. Dieser ist ein Teil der Ausbildung für C-Trainer Leistungssport/Breitensport und schloss an den bereits vom 04.10 - 08.10.2021 stattgefundenen unangenehmen (sportlichen) Teil der Ausbildung an. Mussten wir bei unserem ersten Zusammentreffen noch Ausdauerläufe, überraschend anspruchsvolle Dehnübungen und Kognitionsübungen durchführen, ging es bei diesem Ausbildungsblock im Großen und Ganzen ums Schachspielen und den Aufbau eines Trainings.


Nachdem nach der Anreise die organisatorischen Themen (Zimmerzuteilung, Corona-Formulare, etc.) geklärt waren, konnte der Unterricht mit dem Thema "Was macht einen guten Trainer aus" starten. Gehalten wurde dieser Vortrag von unserem Schachfreund Alfred von Wysocki, der geballtes Fachwissen aus seiner beruflichen Laufbahn und seiner langjährigen Erfahrung als Referent für die Trainerausbildung mitbringt. Die Teilnehmer lernten nicht nur, was einen guten Trainer ausmacht, sondern auch wie ein Trainer sich in gewissen Situationen zu verhalten hat. Was sind die Rahmenbedingungen für einen reibungslosen Trainingsablauf? Welche Vorkehrungen sind zu treffen? Wie stelle ich mich auf gewisse Situationen ein? Wie kann ich meine Teilnehmer bei Laune halten und aktivieren? Das sind Fragen, die diskutiert wurden und mit denen auch jeder Trainer unmittelbar konfrontiert wird. Oft ist man dabei einfach überfordert und es kommt keine lehrreiche Trainingsstunde zustande. Alfred hat hierbei immer stets praktische Beispiele aus seiner Laufbahn genannt und offene Fragen gut beantwortet. Zum Abschluss des ersten Tages widmeten wir uns noch dem Aufbau einer Trainingseinheit. Hier ging es darum zu vermitteln, dass ein Trainer sich seine Trainingsinhalte vorher festlegen sollte und dabei entscheidet, wie diese rübergebracht werden sollen. Hierzu gehört z.B. der Einsatz verschiedenster Medien, das Beseitigen von Störfaktoren (Vampire) und das Aktivieren der Teilnehmer durch das Einbeziehen (u.a. Stellung aufbauen lassen) und gezielte Befragen der Teilnehmer. Den Abschluss durfte ich mit einer kleinen Lehrprobe, unter Berücksichtigung des neuerlernten Wissens, einläuten. Das folgende Feedback von Alfred und unserem Ausbildungsreferenten Heiko Elsner war für mich und die anderen Teilnehmer natürlich Gold wert.

 

Der Samstag stand dann am Vormittag voll im Fokus des Schachspielens. Hierzu konnte Heiko Elsner keinen geringeren als Großmeister Zigurds Lanka für uns gewinnen. Es ist anzumerken, dass diese Trainingseinheit eigentlich bereits am Samstag gegen etwa 20 Uhr beim gemütlichen Miteinander begonnen hatte. GM Lanka ließ es sich nicht nehmen, den Abend mit uns zu verbringen und dabei neben der ein oder anderen Anekdote auch lehrreiche Tipps fürs Training und das Schachspielen mit uns zu teilen. Zurück zum eigentlichen Training: Es ging an diesem Vormittag hauptsächlich um Bauern. Bauernmehrheiten sollten bereits gezielt durch die Eröffnungswahl im Zentrum generiert und dann nach Abschluss der Eröffnung und Angriffsvorbereitung ins Rollen gebracht werden. Hier lernten wir neben geeigneten Eröffnungen vor allem, dass vor einem wichtigen Bauernzug, der die Stellung grundlegend verändert, alle Figuren in Position gebracht werden müssen. Das gelernte wurde anhand mehrerer Partien demonstriert und kommentiert. GM Lanka ließ es sich während den Partien auch nicht nehmen, so ganz nebenbei weitere Motive und Ideen zu erklären und vorzuführen. Nach der Mittagspause übernahm wieder Alfred und brachte uns den Aufbau eines Schachtrainings mit gezielten Fragen an die Teilnehmer näher. Das Erfragen von Trainingsinhalten aktiviert die Teilnehmer, motiviert diese uns sorgt damit für ein produktives Training. Als Eselsbrücke für die Prüfung wurde uns hierzu BIFKA beigebracht. Am Sonntag erwartete uns nach dem Frühstück Dr. Konrad Müller. Dieser ist ein leidenschaftlicher Statistiker in Sachen Schach und hat hieraus vieles herausgezogen und Maßnahmen erarbeitet. Neben der generellen numerischen Analyse der Verbandsmitglieder untersuchte Konrad unter anderem die Altersstrukturen, die jeweilige Spielstärke und leitete hieraus Thesen, Entwicklungen und nötige Maßnahmen ab. Das Resultat ist ziemlich ernüchternd. Neben der generell sinken der Anzahl an Schachspielern, ist auch noch zu erkennen, dass das allgemeine Spielniveau sinkt. Konrad stellte ebenfalls dar, wie viele Kinder mit dem Schach beginnen und wie viele davon dem Verein dann am Ende erhalten bleiben. Diese Erfahrung haben natürlich Viele von uns bereits gemacht, aber Konrad hat das Ganze noch genauer betrachtet. Er konnte herausarbeiten, dass Spieler, die im Alter von 14 Jahren in etwa 1450 DWZ vorweisen, mit einer sehr viel höheren Wahrscheinlichkeit auch beim Schach bleiben. Es folgte das Aufzeigen von Konzepten, um das zu fördern und Beispiele aus der Praxis. Eines davon war sogar der SV Balingen. Zum Schluss präsentierte uns Konrad das verbandsweite Trainingskonzept, welches er koordiniert und Woche für Woche betreut. Es war sehr interessant hier den Einblick zu erhalten bzw. zu erfahren, dass es so etwas überhaupt gibt. Insgesamt ist das Engagement von Konrad Müller mehr als zu schätzen und für mich persönlich erstaunlich, dass er so viel bewältigt und dabei immer nur das Wohl des gesamten Schachverbandes im Blick hat.

 

Wie geht es nun mit der C-Trainer-Ausbildung weiter?
Heiko lädt uns im kommenden Jahr (1.04 - 03.04.2022) zum Aufbaulehrgang 2 ein, worauf dann im Juli 2022 abschließend der Prüfungslehrgang stattfindet.