Benefiz- Simultanturnier von GM Lanka in Leutkirch

Veröffentlicht am: 23.03.2022 von Dieter Knödler in: Schachbezirk Oberschwaben » Saisonrückblick Drucken

Benefiz- Simultanturnier von GM Lanka im Hotel Post in Leutkirch erbrachte eine Spende von fast 2000 Euro.

(Von Karl-Heinz Schweigert)

LEUTKIRCH – „Ich bin ein halber Ukrainer“: Auf diese zutreffende Weise hat Zigurds Lanka seine engen Beziehungen zu dem vom Krieg schwer betroffenen Land beim Auftakt eines vom Schachclub organisierten Benefiz-Simultanturnieres am Sonntagabend im Saal des Hotel Post beschrieben. Der Schachgroßmeister stammt zwar aus der Nähe von Riga, er lebte aber 30 Jahre mit seiner Familie auch in Kiew, der Heimatstadt seiner Frau Nina. Der Sohn Dimitri ist Facharzt für Reanimation und arbeitet im Kiewer Zentralkrankenhaus. Ihm werden die fast 2000 Euro überwiesen, die 19 Schachspieler aus Oberschwaben und dem Oberallgäu als Startgelder und Spenden mitgebracht haben. Sie sollen „für alles Notwendige, auch humanitäre Hilfen“ verwendet werden. Spannend war das Turnierergebnis, das Lanka mit 10: 9 Punkten für sich entschied. Eine große Leistung, angesichts der gleichzeitig gespielten 19 Partien mit durchwegs starken Gegnern. Dabei verzichtete der Großmeister bewusst „auf langweilig positionelle Spiele“ und kommentierte gerne die Stellungen am Brett mit seiner außergewöhnlich anschaulichen Sprache.

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Wie ungemein Zigurds Lankas Engagement ist, wurde auch im Interview am Montagmorgen deutlich, in dem er nicht mit klaren Aussagen sparte: Seit Beginn des Krieges möchte er mit kurzfristig geplanten Projekten seinen Beitrag zur Unterstützung der Ukraine leisten: Zum Beispiel mit einem Vortrag in Leipzig, einem Simultanveranstaltung in Ludwigsburg und einem Seminar in Viernheim. Nur kritische Worte hat Lanka für Putin und seinen Angriffskrieg: „Seine Vorgeschichte als KGB-Mann konnte nichts Gutes bedeuten. Er will unsere uralte ukrainische Geschichte stehlen. Dabei hat sich der einst mächtige russische Präsident zu einem furchtbaren, verlogenen und einsamen Clown entwickelt – im Gegensatz zu Wolodymyr Zelenskyi, der stark an Format und Zustimmung bei der Bevölkerung gewonnen hat“.

„Ich spüre fast die ganze Welt unterstützt uns“: Nicht so pessimistisch beurteilt daher Zigurds Lanka die militärische Lage: „Russlands Blitzkrieg ist gescheitert und hat sich zu einem Volkskrieg entwickelt. Die ukrainische Armee ist im Land und in den Städten hoch motiviert und wehrhaft mit guter Ausrüstung, auch dank der Unterstützung aus der EU und NATO“. Schwierig ist für Lanka die Forderung nach der Sperrung des ukrainischen Luftraumes, auch weil diese neben der verbundenen Eskalation „den effektiven Einsatz von eigenen Kampfdrohnen verhindern würde“. Lanka fordert daher verschärfte Sanktionen sowie dem Stopp von Importen von Öl und Gas „ denn so kann man Putins Regime den Rest geben“. Jahrzehntelange Propaganda und Pressionen habe die russische Bevölkerung zwar auf Linie und den Widerstand fast zum Erliegen gebracht, „bei zunehmenden Verlusten und einer Generalmobilisierung werde sich die Stimmung aber drehen“. Erst dann bestehe die Chance auf Verhandlungen mit realisierbaren Zielen für die „furchtlose Ukraine“: Mitglied zu sein in der Europäischen Union und zumindest enge Beziehungen zum westlichen Militärbündnis unterhalten.